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In wenigen Monaten beginnt die Saison 2019 für Wassersportler und Touristen am Edersee. Nach mehreren regenarmen Sommern hintereinander muss es nun Veränderungen beim Wassermanagement geben, damit sich die katastrophalen Zustände der letzten Sommer an der ganzen Wasserstraße Edersee-Eder-Fulda-Oberweser nicht wiederholen.

Doch es ist leider nicht so einfach, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die von allen Betroffenen getragen wird, also vom Wasserschifffahrtsamt, der Schifffahrt auf der Oberweser und den Nutzern der Seen und der Eder. Auf jeden Fall muss verhindert werden, dass das Wasser wieder so forciert im Frühjahr aus dem See entnommen wird, dass dann schon im Sommer der See und die Eder nicht mehr nutzbar sind, verbunden mit beträchtlichen Schäden der Natur. Darin sind sich der Regionalverband Eder-Diemel e.V. (RVED) mit den Wassersportlern auf der Eder, den Angelvereinen und den Naturschützern einig. Die Verhandlungen mit der Schifffahrtsbehörde gestalten sich allerdings sehr zäh, da sich das Wasserschifffahrtsamt (WSA) bislang vorrangig der Schifffahrt auf der Oberweser verpflichtet gefühlt hat und die Interessen der Ederseenutzer kaum berücksichtigt.

Mit der neuen Leitung des Amtes erwartet der RVED nun, eine ausgewogenere Zielsetzung bei der Bewirtschaftung des Edersees erreichen zu können. Unterstützung erhält man dabei von Ministerpräsident Bouffier, der in einer Presseerklärung ein „ Wassermanagement mit Augenmaß“ gefordert hat, nachdem er sich vor Ort im Sommer über die Situation informiert und auch mit dem Vorstand des RVED ein längeres Gespräch geführt hatte. Zahlreiche Landtagsabgeordnete wie Claudia Ravensburg, Armin Schwarz und Wiebke Knell unterstützen ebenfalls diese Forderung.  Die Verwaltung von Bundeswasserstraßen muss nach Art 89 GG und § 4 Wasserstraßengesetz von der Bundesbehörde im Einvernehmen mit dem betroffenen Bundesland erfolgen, sofern Bedürfnisse der Wasserwirtschaft betroffen sind. Daher hat das Land Hessen hier eine wichtige Rolle.

Die Wasserentnahmen aus dem Edersee erfolgen nach einer seit 2011 gültigen Betriebsvorschrift, bei der der Schifffahrt auf der Oberweser ein Vorrang eingeräumt wird. Dabei wird ein Zielpegel von 120cm in HMÜ angepeilt, der dann in trockenen Sommern mit dem Ederseewasser aufgefüllt wird. Durch das Triggerlinienkonzept gibt es für das WSA einen Spielraum, den Richtpegel um 5 cm zu senken, wenn der Edersee auf ein Volumen von 40Mio cbm unter den langjährigen Durchschnittswert gefallen ist. Daneben gibt es noch weitere Stellschrauben, um sparsamer mit dem Wasser in trockenen Sommern umzugehen.

Da diese Maßnahmen nun erwiesenermaßen nicht ausreichen, um die Wasserentnahmen in trockenen Sommern vernünftig zu gestalten, bat der Ministerpräsident in dem Gespräch den RVED ein Konzept zu erarbeiten, das bei den Verbesserungen für den Edersee auch die Folgen für die Nutzer der Eder und der Oberweser adressiert. Bei den Diskussionen mit den zuständigen Direktoren im Bundesverkehrsministerium, die der RVED im Jahr 2018 geführt hatte, ging es ebenfalls um konkrete Vorschläge. Es ist bei der Komplexität der technischen und rechtlichen Möglichkeiten nicht einfach, neue Regeln für das Wassermanagement zu entwickeln, die dann auch mit den Rechten der anderen Interessengruppen vereinbar sind.

Im Laufe des Jahres 2018 hat nun der RVED die rechtlichen Gegebenheiten analysiert und mit Hilfe dazu aufgebauter Datenbanken die wassertechnischen und klimatischen Veränderungen untersucht, um klar belegen zu können, dass das derzeitige Wassermanagementmodell mit großen Risiken verbunden ist und konkrete Vorschläge eingebracht, um eine deutliche Verbesserung für alle Beteiligten zu erreichen.

Dabei konzentrieren sich die Vorschläge für 2019 auf 3 Maßnahmen, die auch im Rahmen der seit 2011 gültigen Betriebsvorschrift durchführbar sind und für den Edersee eine Saisonverlängerung um mindestens einen Monat bringen können:

1. Steuerung des Richtpegels ohne Kalkulationsfehlerreserve

Bisher wird ein Pegel in HMÜ angesteuert, der 5-10 cm über dem in der Betriebsvorschrift fixierten Wert liegt. Damit will man sicherstellen, dass der Pegel von 120cm auch gehalten wird, wenn Mess- oder Prognosefehler bei den Zuflüssen auftreten.

2. Triggerlinie auf Null setzen

Der Beginn des um 5cm reduzierten Pegels soll erfolgen, wenn der langjährige Durchschnitt des Volumens im Edersee unterschritten wurde und nicht erst, wenn er um 40Mio cbm darunter liegt.

3. Reserve für Trockenperiode im Sommer von 40 Tagen auf 90 Tage setzen

Erreicht der Edersee ein Volumen von nur noch 20 Mio cbm (10% der Kapazität), darf nur noch der Zufluss abgelassen werden. Das kann zu erheblichen Schäden der Natur führen und problematisch für die Fischzucht in Fritzlar und den Kläranlagen am gesamten Flussverlauf werden. Daher sieht die Betriebsvorschrift vor, dass bei Erreichen der Marke von 40Mio cbm das Steuerungsziel „ Stützung des Oberweserpegels für die Schifffahrt“ aufgegeben wird und nur noch die für die Ökologie der Eder nötige Mindestabgabemenge von 6cbm/sec abgelassen wird. Bei einem Zufluss von 0,5-1 cbm/sec in der regenarmen Zeit, verliert dann der See jeden Tag ca 500.000 cbm. Nun hat sich gezeigt, dass es wie in 2018 auch Phasen ohne nennenswerte Niederschläge gibt, die länger als 3 Monate dauern. Auf jeden Fall sind 40 Tage Trockenheitsreserve viel zu niedrig.

Die Erhöhung der Reserve auf 90 Tage entspricht einem Beginn des Mindestabgabemengenbetriebs bei 65 Mio cbm (bisher 40Mio),  sichert den Nutzern der Eder Wassersportmöglichkeiten und verhindert das Austrocknen des Flusslaufs mit entsprechenden Folgen für die Umwelt.

Diese Maßnahmen wären im Rahmen der aktuell gültigen Betriebsvorschrift machbar, also ohne den aufwendigen Prozess mit Rechtsgutachten, Hearings, Evaluationen und Abstimmungen mit den betroffenen Gebietskörperschaften, der für eine generelle Änderung der Zweckbestimmung nötig ist.

Daneben muss an einem langfristig orientierten Modell gearbeitet werden, bei dem Ministerpräsident Bouffiers Forderung „Wassermanagement mit Augenmaß“ auch in die Zweckbestimmung der Wasserstraße Eingang findet. Dabei geht es darum, den Vorrang für die Schifffahrt auf der Oberweser durch Steuerungsziele zu ersetzen, die die Interessen aller Nutzer der gesamten Wasserstraße in einem ausgewogenen und sinnvollen Verhältnis verfolgen.

Kernpunkte dieses Konzeptes sind:

1. eine gleichmäßigere Verteilung der Wasserentnahmen über den gesamten Sommer hinweg

2. eine Erhöhung des Mindestvolumens, das bis zum Ende des Sommers im Edersee verbleiben muss

3. Reserven für eine Wasserversorgung der Eder, die die ökologische Anforderungen erfüllt

4. auch bei längerer Trockenheit realisierbare Wasserstände der Oberweser

Der RVED beteiligt sich aktiv an den Diskussionen für eine Neuausrichtung des Wassermanagements für den Edersee und hat dazu mehrere Gespräche im Bundesverkehrsministerium, dem zuständigen hessischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium, dem Regierungspräsidium in Kassel und natürlich auch mit Ministerpräsident Volker Bouffier  geführt, der bekanntlich die Verbesserung der Bedingungen für den Edersee zur Chefsache gemacht hat. Dabei sind die Vorschläge für kurzfristige Maßnahmen und die Grundideen für eine generelle Neuausrichtung der Steuerungsziele mit Fakten unterlegt bei allen Stellen eingebracht worden, die momentan mit Hochdruck an neuen Steuerungsmodellen arbeiten, um die Stabilität der Wasserversorgung der gesamten Wasserstraße in trockenen Sommern verbessern sollen.